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Der Nexus des Nordens

AVADUR

Die zweite Kurzgeschichte zu Avadur ist ein historischer Eintrag. Er schildert die Natur der Kreaturen des Nordens und die damit einhergehende Gründung des Ordens. Zudem wird von der Entwicklung des Ordens berichtet, der Avadur zu dem gemacht hat, was es heute ist.

Weisheit

Das Kalkül des Ordens

Mit dem Fall der Aszendenz und den einhergehenden Verwüstungen wurde etwas geweckt. Erst wussten wir nicht, ob sie schon immer existierten, von den Aszendenten geschaffen oder gar gehalten wurden. Doch die Apokryphen identifizierten die steinernen, von Syncanit durchzogenen Kreaturen als Dravaren – Wesen, deren einziges Bestreben im Verschlingen des Kristallminerals liegt.

Ihr Hunger hält sie am Leben. Ohne Syncanit erstarren sie, werden eins mit der Erde und vom Schnee begraben. Doch solange sie Energie aufnehmen steigt ihre Aktivität. Dabei komprimieren sie das konsumierte Syncanit, nutzen den Flux der dabei entstehenden, überladenen Mineralien und verschlingen mehr, bis die Instabilität des Kerns dessen Hülle schmelzen lässt und die Ladung frei gibt. Die dabei schlagartig freiwerdende Energie erschüttert ganze Landstriche, formt diese um, entzündet die im Boden verborgenen Syncanit-Vorkommen und reichert diese für den Konsum durch die bei der Teilung des Explodierenden entstehenden, jungen Dravaren an. Zudem weckt die Energiewelle die Erstarrten, lässt sie aus dem Eis hervorbrechen – lässt auch sie fressen und den Prozess wiederholen.

Damit verbessern die Kreaturen die Bedingungen für ihren Fortbestand und gefährden zeitgleich den der anderen. Die zerstörerische Gewalt der Multiplikation eines Dravars ist tödlich, die geothermische Transformation des Bodens durch die Entzündung des Syncanit mit der Strategie der verbrannten Erde gleichzusetzen. Die Gebiete werden unbewohnbar, solange die unsäglich hohen Energiespitzen nicht abflachen. Dass diese von den Dravaren zur Fortpflanzung konsumiert werden löst das Problem für eine kurze Zeit, verseucht in letzter Konsequenz aber nur noch mehr.

Die in den Apokryphen niedergeschriebenen Prinzipien ermöglichten uns das exponentielle Wachstum der Dravaren und damit der Eiswüste einzudämmen. Der Klerus konstituierte dazu einen Orden. Diese auf Verschwiegenheit eingeschworene Bruderschaft verpflichtete sich der Jagd auf Dravaren und dezimiert unter Einsatz ihres Lebens deren Bestand. Auf den ersten Blick sichert der Orden damit das Überleben der Zerer. Doch bei genauer Betrachtung wird klar, dass der Orden unter Anleitung einiger weniger Patriarchen ein ganz neues Ziel gefunden hat.

Aus den Eingeweiden geschlachteter Dravaren brechen die Jäger des Ordens das komprimierte Syncanit heraus. Dieses hochfrequentierte Mineral ist je nach der Zeit, die dem Dravaren bis zur Multiplikation gefehlt hat, größer. Damit ist es auch energiereicher, begehrter, genauso instabil, was den Orden dazu verleitete sein Wissen im Bereich der Verarbeitung und Nutzung des Syncanit in größeren Kontexten zu erweitern. Die damit erreichbaren Horizonte verleiteten das Konklave zur massiven Ausweitung der Jagd. Zeitgleich sollte die Population der steinernen Kreaturen durch die Entzündung neuer Syncanitvorkommen gefördert werden, um ihr Aussterben zu verhindern. So kam es, dass weite Teile der ruhigen Eiswüste Avadurs im fahlen Schein entzündeten Syncanits erstrahlten und der Wandel der Landschaften begann.

Das vom Nexus ausgehende, kontrolliert eingesetzte Terraforming durch die Multiplikation von Dravaren mit der zeitgleichen Massenschlachtung von diesen ließ eine ganze Industrie entstehen, welche dem Klerus und damit ganz Avadur einen Lebensstandard ermöglichte, der so einmalig auf den Kontinent ist. Um die Stadt, welche größtenteils in den Schluchten und unter den Bergen des alles überragendem Nexus liegt, etablierte der Orden Strukturen, welche die Berge so neu formten, dass die Stadt expandieren konnte und zeitgleich von den Naturellen Gegebenheiten geschützt und verborgen wurde. Über die Grenzen Avadurs hinaus litt die Natur. Das Eis brach, die Tundra verkam zur erschütterten, hochenergetischen Eiswüste – die Erde rund um die Gebirgsschneisen Avadurs verbrannte, wurde zu Jagdgründen des Ordens und zeitgleich Schutzbarriere des Klerus.

Der Orden gewann immer mehr Einfluss in Avadur, rief durch seinen materiellen Fokus die Inquisition auf den Plan. Denn statt das hochenergetische Syncanit rein für den Eigenbedarf abzubauen begann der Orden die Erträge in den Süden zu exportieren, dort seinen Einfluss auszuweiten. Allerdings gelang es der Inquisition nicht den Orden in seinen Ambitionen zu beschneiden, im Gegenteil. Die außenpolitischen Gegebenheiten forcierten viel mehr die Gründung des Varkira Konzern im Süden, dessen Wurzeln und Innovationen letztlich auf der Arbeit des Ordens basierten.

Die Patriarchen des Ordens nutzte die wirtschaftlich offenen Strukturen der tycanischen Hegemonie und bereicherte diese einerseits mit wesentlich mächtigeren Energieträgern, machte das Konglomerat und dessen Truppen aber zeitgleich von den Lieferungen des Hochfrequenz-Syncanit abhängig. Denn ohne dieses fehlte den Streitkräften oft die nötige Schlagkraft, um sich behaupten zu können, war der Gegner doch oft selbst mit Waffen ausgestattet, welche ihre Macht aus den Kristallen des Nordens zogen. So kam es, dass Varkira Industries einer der dominierenden Konzerne in der tycanischen Hegemonie wurde. Ein Aspekt, welcher Avadur einen erheblichen Einfluss auf die Geschicke des tycanischen Konsortiums für außenpolitische Angelegenheiten einbrachte. Damit bestach der Orden die Inquisition: Avadurs Einfluss schützte dieses vor dem Expansionsdrang der Hegemonie, bot zeitgleich die Möglichkeit Teile der Bevölkerung des Südens zu den Lehren der Transzendenz zu bekehren und verdeckte zugleich die unmittelbar vor Ort ausgeübte inquisitorische Gewalt.

Auch wenn der Orden sich damit letztlich durchgesetzt hat, so ist es die Gewalt der Inquisition, welche Varkira von den anderen Akteuren in Tycos unterscheidet. Wenngleich die Existenz der Inquisition nie wirklich im Süden bekannt wurde: die Reihen des Varkira Konzerns unterstehen ihrer strengen Beobachtung. Die Akzeptanz der weltlichen und materiellen Schritte des Ordens, die vom Konklave beschlossen wurden, entspringt dem Kalkül der gewahrten Isolation Avadurs bei zeitgleichem Erhalt seiner Handlungsfähigkeit. Das Leben im von der Inquisition wohlbehüteten, vom Klerus dominierten und vom Orden mit Wohlstand konfrontierten Avadur war nun gelöst von den Herausforderungen des Materiellen. Die Grundlage für die Transzendenz war erreicht, der Großteil der Apokryphen entschlüsselt. Der Aufstieg war nur noch eine Frage der Zeit.

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